Medizinisches Cannabis in Deutschland Goldgräberstimmung oder totales Versagen
Der Auslöser für die plötzliche Kehrtwende der CDU kam letztes Jahr am 8. April in Form eines Urteils des Verwaltungsgerichts. Es erlaubte einem Langzeitpatienten mit MS (Multipler Sklerose) selbst Gras anzubauen, weil ihm der weitere Medikamentennotstand nicht zugemutet werden kann/konnte.
Da klingelten die Alarmglocken. Sodom und Gomorra würde ausbrechen, wenn bald jeder sein Gras selbst anbaut. Bereits am 4. Mai 2016 wurde ein Gesetzesentwurf beschlossen, der die Versorgung mit medizinischen Cannabis ermöglicht/e und durch die Krankenkassen (KK) erstattet werden soll; das sog. Eigenanbau-Verhinderungsgesetz. Damals ging man von ca. 25.000 Anträgen aus.
Im Gesetzestext steht, die KKs können aus gerechtfertigten Gründen in Ausnahmefällen die Erstattung verweigern. Das heißt aber auch, dass sie in den meisten Fällen zustimmen müssen. Aber das werden dann wohl Gerichte im Einzelfall klären müssen.
Es sollte im Dezember in Kraft treten, aber man konnte das nochmal verzögern. Dabei muss man sich immer vor Augen halten, dass es Menschen gibt, die für dieses Recht gekämpft haben und stetig Leiden/leiden. Chronische Schmerzen können Menschen in den Tod treiben und Medikamentennotstand kann ebenfalls tödlich enden. Aber all das scheint nicht zur Eile zu rühren, bei unserem System; weder bei Politikern, noch bei Medizinern.
Der Streit beginnt
Am 9. März war es dann endlich so weit, das Gesetz trat in Kraft. Seit dem rennen die Bürger den Ärzten die Tür ein. Dabei haben die Ärzte damit ja keine Ahnung oder Erfahrung, zumindest nicht die meisten. Aber viele verstehen es natürlich. Doch bei der Frage wer das zahlt, geht der Streit los. Wird das Rezept auf die Kostenpauschale des Arztes angerechnet? Soll der Arzt am Ende selbst zahlen? Die KK rechnen bereits mit 800.000 Anträgen in diesem Jahr.
Dabei sind sie in einer schlechten Verhandlungsposition, denn die Liste der Krankheiten und Erscheinungen, die man mit Cannabis behandeln kann, ist schier endlos. Sie reicht von schweren Krankheiten wie Krebs, MS und Leukämie bis hin zu Volkskrankheiten wie Schlafstörungen, PTBS, ADHS, Alkoholsucht, Depression, Stress und vieles andere. Wer will den Patienten verbieten, die beste, wirkungsvollste, am wenigsten schädliche Medizin zu verwenden, und das nahezu ohne Nebenwirkungen. Ganz anders sieht es mit frei verkäuflichen oder legalen chemischen Präparaten aus – bereits bei der 4-fachen Tagesdosis von Aspirin kann man sterben.
Da hilft es auch wenig, wenn man die Ärzte und Apotheker in der Ahnungslosigkeit verschimmeln lassen will. Denn wer sich oft seit Jahren und Jahrzehnten selbst hilft, weiß genau was er tut. Alles besser als sich nachhaltig schädigen zu lassen – durch oft wirkungslose, nur Symptome behandelnde, teure und nebenwirkungsreiche chemische Präparate der Pharmaindustrie. Eine entlarvende Anekdote ist hier der Versuch von Herrn Seehofer als Bundes-Gesundheitsminister in den 1990ern die sog. Positivliste für nachgewiesen wirksame Medikamente einzuführen. Das war noch unter Kohl und scheiterte kolossal an der Macht der Pharmamafia.
Jetzt geht’s um Geld
Derweil stieg der Preis des Krauts erst mal von 15 auf 24€ je Gramm. Dabei handelt es sich um das gleiche Gras! Es kommt immer noch aus Holland oder zunehmend Kanada, es hat sich nichts geändert. Na ja, der Apotheker soll angeblich dazu angehalten sein, das Gras vor dem Verkauf zu zerkleinern – damit auch sicher gestellt ist, dass das Aroma schnell verfliegt. Es soll ja nicht zum Spaß sein. Letztlich nur eine Verminderung der Qualität und zudem kann der Konsument dann nicht mal mehr sehen, was er da eigentlich raucht.
Derweil hat man aus organisatorischen Gründen erst mal eine staatliche Cannabisagentur gegründet. Welche Unwissenden dort sitzen und von wem sie gesteuert werden, wird ihre Haltung und ihr künftiges Handeln zeigen.
Folglich kam/folgte nun der Ordnung halber die europäische Ausschreibung für den Anbau, Weiterverarbeitung von Cannabis zu medizinischen Zwecken.* Da steht weiter man suche Bewerber, die eine Indoor-Anlage betreiben – unter höchsten Sicherheitsstandards, versteht sich. Der Preis sei nicht das einzige Zuschlagskriterium. Besondere Punkte gibt es bei der Vergabe für Bewerber, die schon ein Vielfaches von 50 kg med. Cannabis angebaut haben. Wer am allermeisten angebaut hat, gewinnt. Der Lieferzeitraum soll von 2019 bis 2022 laufen.
Der aufmerksame deutsche Unternehmer fragt sich jetzt natürlich, wie hätte er nur in Übereinstimmung mit dem „Einheits-Übereinkommen von 1961 über die Betäubungsmittel“ Cannabis in der Vergangenheit anbauen können? Wohl gar nicht.
Eigentlich gibt es nur ein Unternehmen in Europa – Bedrocan aus Holland. Handelt es sich also um die Lex-Bedrocan? Deutsche Bewerber nicht erwünscht. Oder vielleicht waren auch einige Pharmaunternehmen schlau genug, sich in den zunehmenden Medienberichten und den Erfahrungen in den USA zurecht zu finden und nur aus „Forschungsgründen“ mal ein paar hundert Kilo Gras anzubauen? Denn man weiß, in den USA geht der Absatz an Schmerzmitteln zurück, wenn Cannabis frei verfügbar ist.
Und dann wären da natürlich noch USA und kanadische Firmen, die solche Voraussetzungen vorweisen können. Und die haben seit dem Goldrausch keinen vergleichbaren Aufschwung mehr gesehen und die „Kriegskassen“ sind voll. Gerade auch weil es in den USA immer noch schwer ist, dieses „Drogengeld“ wieder zu investieren.
Das klingt jetzt diskriminierend für das heimische Unternehmertum; ist es auch. Zudem reden wir hier über 2019 – das sind nochmal 2 Jahre, wobei wir in den 3 Jahren Anlaufzeit weiter nichts erreicht haben. Gras wird weiter importiert und zu luxuriösen Preises mit irrem Gewinn verkauft. Das Volk zahlt. Und es hört sich nicht danach an, als können Patienten später mit einem „Rabatt“ rechnen.
Sagen wir´s so wie es ist. Die Macher des Gesetzes haben keine Ahnung und wollen es auch nicht. Ihre Herren und Meister verdienen zu gut daran.
Weiterer inhaltlicher Unverstand
Die Gesetzgeber fordern Standardisierung der Produkte. Soll heißen jedes der zufällig vergebenen „Lose“ soll einen bestimmten Gehalt an THC haben. Dabei weiß jeder, dass Cannabis immer extreme Varianz aufweisen wird. Der gleiche Samen wird bei verschiedenen Growern, in jedem Growzyklus immer wieder leicht andere Werte bringen. Das ist natürlich. Damit aber nicht genug, die Herstellung wird ausschließlich auf Steinwolle gewünscht, weil das besser zu kontrollieren wäre. Ob sich in unserer Gesellschaft in den letzten 30 Jahren Bioprodukte durchgesetzt haben oder nicht, spielt keine Rolle. Geschmack und spezifische Wirkungen scheinen eher eine Nebenrolle zu spielen. Und das Thema Pestizide und Fungizide ist auch nicht geklärt. Man könnte das alles realitätsfremd nennen.
Wen wundert es da, dass auch gerade Cannabis-Extrakte und Öle in keinem Wort erwähnt werden? Dabei werden THC-haltige Öle weltweit von führenden Cannabis Medizinern empfohlen und eingesetzt – gerade bei schweren Erkrankungen. Das scheint allerdings noch nicht im Ministerium angekommen zu sein.
Viel Gerede, aber kein Problem gelöst
Jetzt ist es ja schön, dass über die medizinische Wirksamkeit von Cannabis kein weiterer Zweifel besteht. Wobei man schon immer noch von unseren Politmarionetten oder Beamten hört: Cannabis wäre noch nicht genügend erforscht und es liegen keine Studien dazu vor.
Das ist nun schon wieder der Hohn der Verblödung an sich, denn der Grund hierfür ist ja wohl weniger bei den Befürwortern oder Patienten zu suchen, als viel mehr im prohibitionistischen System an sich.
Dabei gibt es an die 1000 Studien, die die Wirksamkeit belegen. Hinzu kommen Millionen Bürger, die es aus eigener Erfahrung bestätigen können und unzählige Menschen, die sich selbst mit Cannabis therapiert haben.
Trotzdem bleiben die wesentlichen und überwiegenden Probleme bestehen. Millionen Konsumenten müssen sich weiter auf dem Schwarzmarkt eindecken oder sich gleich selbst mit Anbau kriminalisieren. Das macht an sich keinen großen Unterschied, außer vielleicht dem, dass Anbau immer noch gestraft wird, als hätte man mit Waffengewalt Banken überfallen.
Das gesamte Sammelsurium an bürgerrechtsfeindlichen Unterdrückungsmaßnahmen bleibt bestehen. MPUs, unnötige Verfahren wegen Konsum, Kündigungen durch Arbeitgeber und Vermieter, Gefängnisstrafen wegen Dealen oder Anbau. Eben die Zerstörung von Lebensläufen, Familien und letztlich die Zerrüttung in das Vertrauen in einen gerechten, demokratischen Staat.
Apropos Führerschein
Bei uns verhängen ja Gerichte selbst bei geringsten Werten (1 Nanogramm THC/ ml Blut) von THC im Blut Führerscheine entzogen/einen Führerscheinentzug. Das ist vor allem deshalb absurd, weil selbst die Rechtsgutachter der Gerichte noch bei 3 ng/l von einer Fahrtüchtigkeit ausgehen. Dabei wird aus der Schweiz kolportiert, dass selbst Straßenbahnführer mit 8 ng/l noch als fahrtüchtig gelten. Und in den USA gelten in einzelnen Bundesstaaten Grenzen von bis zu 20 ng/ml. Es kommt einzig darauf an, ob auffälliges Fahrverhalten festgestellt werden kann.
Doch jetzt sagt der gleiche Gesetzgeber; dass jemand, der Cannabis aus medizinischen Gründen verordnet bekommen hat, keine Gefahr läuft den Führerschein zu verlieren.
Das widerspricht der derzeitig Handhabung an den Gerichten diametral. Zudem ist es wieder ein Indiz, dass man nicht verstehen will.,dass jemand der gesund ist, wird von Cannabis oder auch von Alkohol ebenso beeinflusst wird wie ein Patient. Es ist nur so, dass jemand mit regelmäßigem Konsum eher in der Lage ist, dies ohne Reaktionsschwächen oder Fahrfehler zu kompensieren.
Man widerspricht sich und zeigt damit, wie schamlos wir jahrzehntelang belogen, an der Nase herum geführt und gegängelt wurden – Der Führerscheinentzug wird seit langem als „Ersatzstrafe“ gehandhabt, weil die Repression den einfachen Kiffer eben doch hart strafen will, also sein Leben nachhaltig schädigen.
Warum das Ganze, wenn man doch heute schon weiß, dass man sich irgendwann dafür entschuldigen muss. Geht es vielleicht gar nicht darum Schaden vom Volk abzuhalten, wie es im Amtseid immer heißt? Wir Bürger haben jedenfalls den Einfluss auf die Politik verloren. Und Vernunft oder Wissenschaft scheinen nie eine Rolle gespielt zu haben. Selbst jetzt wo man Eingeständnisse machen muss, wird weiter gelogen, um jeden Fußbreit. Man macht weiter wie bisher – ungerecht oder unbegründet, das interessiert nicht. Hauptsache man kann Kiffer in Angst und Schrecken halten und diskriminieren. Warum eigentlich? Und ist das demokratisch oder notwendig?
Aber das passt ja ganz gut in den Duktus der Macht – Angst macht gefügig. Angst vor Terror, Arbeitslosigkeit, Armut, Krankheit, Krieg – das rechtfertigt alles. Es gibt ganze Heerscharen von Berufsgruppen und Konzernen, die von dieser induzierten Angstpsychose leben.
Was bleibt, unterm Spliff
Da hilft bei all der Verwirrung mal wieder ein Blick in die Realität. Derzeit versorgt sich ein Markt aus Millionen Konsumenten und viel weniger Patienten in ganz Europa relativ friedlich selbst. Klar es gibt auch organisierte „Grower“, aber das meiste läuft schon im „Kleinanbau“ mit ein bis zehn Lampen. Anders wäre es auch gar nicht zu erklären, dass Gras nahezu überall binnen kürzester Zeit aufzufinden ist. Einer fragt den anderen und bald ist man dort wo man hin will. Das ist weltweit so.

Cannabispflanzen in der Blüte
In vielen Ländern wurde im letzten Jahr Cannabis zumindest medizinisch legalisiert; so in Australien, Slowenien, Kanada, einigen Staaten in den USA. In Südafrika und Jamika ist ausdrücklich auch der Eigenanbau erlaubt. Zudem haben neben Colorado (2012), Washington (2012), Alaska (2014), Oregon (2014), Washington, DC (2014), California (2016), Maine (2016), Massachusetts (2016) und Nevada (2016) als Bundesstaaten der USA komplett legalisiert. Kanada hat angekündigt am/ab dem 1. Juni 2018 komplett zu legalisieren.
Mit anderen Worten; Deutschland verpasst den Anschluss an die Weltentwicklung. Neuland wird für uns Deutsche jetzt nicht mehr nur in Internet sein, sondern auch bei Cannabis. 70 Jahre lang haben CDU und SPD uns erzählt, wenn Cannabis in die Gesellschaft eindringt, dann würde das Abendland untergehen. Das ganze Land wurde medial? mit einer Horrorstory „vom schlimmen Cannabis“ überfahren.
Nicht dass sie sich für den angerichteten Schaden entschuldigen würden. Nein, Cannabis muss weiterhin als „gefährlich“ oder nicht „harmlos“ dargestellt werden.
Es grenzt sogar an Arbeitsverweigerung, wenn man seit 1996 nicht sagen kann, wie der Konsument an seine tolerierte (trifft in der Realität selten zu) nicht verfolgte „geringe Menge“ kommen/gelangen kann. 95 von 100 konsumierten Gramm Hanfprodukte werden sicher nur teilweise aus medizinischen Gründen eingenommen. Eher sind es weiche Faktoren wie Vergnügen, Lust, Langeweile, Stress oder ähnliches ausschlaggebend – man könnte natürlich auch sagen, ab 30 ist jeder Hanfgenuss medizinisch.
Jedenfalls verhalten sich Millionen Bürger, wie Anarchisten, wenn sie täglich auf die Gesetze scheißen und sich selbst helfen. Sei es mit Hanfanbau, oder Konsum. Das wird nach dem Willen unserer Regierung wohl so bleiben. Macht nichts, denkt sich mancher: Unser Gras ist eh besser und viel günstiger – steuerfrei und sozialen Austausch fördernd. Mit den Nebenwirkungen wird sich weiter die Polizei rumplagen, während wirkliche Verbrecher mit Steuerhinterziehern Partys feiern. Vielleicht ist das ja auch so gewollt; da sind alle beschäftigt und solange wir uns an Dingen abmühen, die so offensichtlich sind, wird schon niemand auf die Idee kommen die echten Probleme zu lösen. Die Natur retten, das Gummi-Schuld-Geld beseitigen, repräsentative Demokratie in Frage stellen, die ewigen Kriege um Ressourcen und Macht beenden, usw.
Wir brauchen keine Politiker, die uns keine Rechenschaft ablegen schuldig sind, egal welchen Schaden sie anrichten. Es reicht uns zu sehen, wie stets zum Nutzen gewisser Persönlichkeiten, Firmen und Industrien gehandelt wird.
Der Geist der Prohibition ist lebendig wie eh und je. Nur dass der Staat jetzt eben auch noch den Dealer spielen will und gleichzeitig den Strafverfolger – das ist doch Schizophren.
Man müsse alle die medizinisch-psychologisch Untersuchen lassen, die solchen Murks fabrizieren.
Es lebe die Anarchie! Tierra Y Libertad!**
(April 2016)
*www.ted.europa.eu Lieferungen – 131987-2017
2017/S070-131987
** Land und Freiheit